Schock-Marketing aus dem Netz-Underground
Stefan Krempl
03.09.2000
Die Agentur ubermorgen.com setzt im Kampf um die Aufmerksamkeit auf drastische Mittel bis hin zur Verbreitung von gezielten Falschmeldungen
"Drama-Marketing", "Schock-Marketing" und "Viral Marketing" mit "realitätsnahen" Hoaxes sind die Spezialitäten einer Werbeagentur von zwei Österreichern aus dem Umfeld der Netzkunst-Gruppe etoy.com. Nach Coups - wie einer die angebliche Unterwanderung des Kunstspektakels Ars Electronica durch Unternehmenssponsoren anprangernden Email-Aktion im vergangenen Jahr - sorgen die Netzaktivisten momentan mit der Idee zur Schaffung einer globalen Plattform für die Versteigerung von Wählerstimmen für Aufsehen.
Die Website der Werbeagentur
ubermorgen.com fällt etwas aus dem Rahmen: Statt auf Hochglanz polierte Fotos begrüßt den Surfer ein auf der Stelle tretendes ASCII-Strichmännchen auf blauem Grund, das an frühe Netzkunstprojekte erinnert. Die Minimalistik im Design wird allerdings konterkariert durch die Selbstpositionierung des Unternehmens als "intelligente europäische Anlaufstelle für Uber:Companies, Projekte und Individuen".
Ein Blick auf die Klientenliste fördert Namen zu Tage wie Skim.com, eine Züricher Firma, die ihren Modeartikeln für die leichtere Kontaktaufnahme gleich den Email-Code der Käufer einprägt, die Internet Service Agentur
Rosa.com oder die Musik-Site